
Hinweis: Die Reisekosten, die durch den Besuch auf dem Biohof Lex entstanden sind, wurden übernommen.
Das Wetter ist verhältnismäßig mild an diesem Vormittag im Juli, als zwei Elektroautos auf der Landwirtschaft der Familie Lex nahe München vorfahren. In den Wagen sitzen Journalist:innen und Influencer:innen, die sich ansehen wollen, was Lorenz Lex und seine Töchter auf ihrem Hof auf die Beine gestellt haben. Sie werden lernen, dass dieser Betrieb ganz neue Wege geht – und zwar solche, die die Landwirtschaft fit für die Zukunft machen.
Lorenz Lex: Bio-Pinoier der ersten Stunde
Lorenz Lex ist einer der Bio-Pioniere Deutschlands – seit 1979 hat er weder Pflanzenschutzmittel noch chemisch-synthetische Dünger auf seinen Äckern ausgebracht. Drei Jahre später gründet er gemeinsam mit neun weiteren Landwirt:innen den Bio-Anbauverband Naturland, der heute der größte internationale Anbauverband seiner Art ist. Mehr als 120.000 Bäuer:innen in 60 Ländern der Erde sind heute Mitglied im Verband und haben sich der Bio-Landwirtschaft nach den Regeln des Verbandes verschrieben.

Neben Naturland gibt es weitere Bio-Anbauverbände wie zum Beispiel Bioland oder demeter, die jeweils eigene Richtlinien für ihre Landwirt:innen festlegen. Die Basis dafür, was in der EU als biologisch angebaut gilt, bildet aber die entsprechende EU-Verordnung. Seit 2010 müssen alle vorverpackten Lebensmittel, die aus der EU stammen und die Vorgaben der Verordnung erfüllen, das EU-Bio-Siegel tragen. Das Siegel garantiert den Verbraucher:innen, dass das Produkt von einer anerkannten Kontrollstelle überprüft wurde und wirklich aus biologischem Anbau stammt.
Bio-Landwirtschaft aus Überzeugung
Den Biohof vor München leiten heute zwei der vier Töchter von Lorenz Lex, Bernadette und Raphaela. Auch das ist eine absolute Besonderheit in der Landwirtschaft: Ein Hof, der allein in Frauenhand liegt. Beim Rundgang über die Äcker der Familie machen die beiden Landwirtinnen klar, dass ihnen sehr viel an der Bio-Landwirtschaft liegt. Auf dem Hof stehe nicht auf Biegen und Brechen der Ertrag im Vordergrund, sondern vor allem die Erhaltung der Natur, erklärt Bernadette Lex. Dabei zeigt sie eine Fläche, die man theoretisch bewirtschaften könnte, auf der die Familie aber Büsche und Sträucher gepflanzt hat. „Die Natur braucht ihnen Platz, und das müssen wir als Menschen akzeptieren”, sagt sie dazu.

Bio-Landwirt:innen verzichten darauf, Pestizide und chemisch-synthetische Düngemittel auf ihre Äcker auszubringen und setzen sich für eine artgerechte Tierhaltung ein. Im Vergleich zum gesetzlichen Mindeststandard haben Schweine deshalb zum Beispiel mehr Platz und vielfältigere Beschäftigungsmöglichkeiten. Auf den Äckern zeigt sich die biologische Anbauweise vor allem durch einen gesünderen Boden – hier findet man deutlich mehr Mikroorganismen im Boden und eine dickere Humus-Schicht. Ein weiteres Ziel des Bio-Anbaus ist es, die Biodiversität zu fördern. Auf dem Biohof Lex wurden deshalb beispielsweise Blühstreifen gepflanzt. Außerdem werden Beikräuter nicht entfernt. Das wird zum Beispiel klar, als die Schwestern ihre Besucher:innen über ein Lupinen-Feld führen. Hier sprießen immer noch Schafsgarbe und Wilde Möhre, die als Vorkultur auf dem Acker gepflanzt waren. “Das begünstigt jetzt die Hauptkultur auf diesem Acker”, erklärt Bernadette Lex.
Being Organic in EU – die Vorteile der Bio-Landwirtschaft sichtbar machen
Um Verbraucher:innen von den Vorteilen der Bio-Landwirtschaft zu überzeugen, hat der italienische Anbauverband FederBio das Projekt “Being Organic in EU” in Kooperation mit Naturland initiiert. Die EU beteiligt sich an der Finanzierung. Im Rahmen dieser Promotionskampagne findet auch der Besuch auf dem Hof der Familie Lex statt, bei dem auch der Naturland-Geschäftsführer Steffen Reese ein paar Worte an seine Gäste richtet. “Wir tun das hier alles für die Zukunft”, erklärt Reese und deutet auf das Baby im Publikum, “aber aktuell tun wir so, als gebe es diese Zukunft nicht.”
Wir müssen Pflanzenauswahl an Klimakatastrophe anpassen.
– Raphaela Lex, biohof lex

Fünf Kulturen für die Landwirtschaft der Zukunft
Dass auf dem Biohof Lex alles auf die Zukunft ausgerichtet ist, das machen die Lex-Schwestern bei ihrer Führung über die Äcker deutlich. Denn hier bauen sie viele Kulturen an, die sie als besonders zukunfsfähig ansehen, weil sie mit den neuen Anbaubedingungen, die der Klimawandel uns bescheren wird, gut klarkommen. Darunter zum Beispiel Quinoa, Braunhirse, Lupine, Buchweizen und Hanf.
Quinoa
Quinoa ist ein Pseudogetreide, das ursprünglich aus Südamerika stammt. Die Pflanze gedeiht auch an nährstoffarmen Standorten und verträgt längere Trockenperioden. Zubereitet wird das Pseudogetreide ähnlich wie Reis: Einfach 10-15 Minuten in Wasser kochen. Danach eignet es sich als Grundlage für Bowls, Bratlinge oder als leckere Zutat in Salaten.
Braunhirse
Braunhirse ist ein glutenfreies Getreide und damit eine super Alternative zur alle, die Probleme mit Gluten haben. Auch die Braunhirse kommt gut mit Hitze und Trockenstress zurecht – das könnte in Zukunft, wenn der Klimawandel sich noch stärker als heute in Form von Hitzewellen zeigt, ein Vorteil sein. Braunhirse enthält außerdem viel Silizium und Kieselsäure, was die Knochen stärkt.
Lupine
Lupinen sind in vielerlei Hinsicht ein Crop for Future: Erstens benötigen Lupinen relativ wenig Wasser, was bei Trockenheit ein klarer Vorteil ist. Zweitens eignen sich Lupinen wunderbar, um Fleischersatzprodukte herzustellen und damit in doppelter Weise etwas fürs Klima zu tun, weil weniger Fleisch gegessen wird. Lupinen sind nämlich eine gute pflanzliche Eiweißquelle.
Buchweizen
Buchweizen ist was den Boden betrifft relativ anspruchslos, kann aber gut mit längerer Trockenheit umgehen. Verwenden kann man Buchweizen zum Beispiel als Basis für Risottos.
Speisehanf
Die tiefen Wurzeln des Speisehanfs lockern den Boden auf und machen ihn schön krümelig, was ihn zu einer wunderbaren Vorfrucht macht. Außerdem ist der Hanf sehr robust und unterdrückt Unkräuter ziemlich zuverlässig, weshalb er sich sehr gut für den Bio-Anbau eignet. Für die Ernährung sind zum Beispiel die Samen interessant. Sie enthalten Proteine, Kohlenhydrate, Fette, einen hohen Anteil an Ballaststoffen und verschiedene wertvolle Vitamine und Mineralien. Aus den Blättern kann man unter anderem Tee machen.
Neben diesen Kulturen werden auf dem Biohof Lex viele weitere geführt, darunter Kornblumen, Mohn und Dinkel. Mit ihrer Arbeit trägt die Familie dazu bei, dass die nachhaltige, regionale und naturnahe Erzeugung gesunder Lebensmittel gestärkt und die Lebensgrundlagen nachfolgender Generationen geschützt werden.
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