
Im Sommer 2020 will Redakteurin Marisa ‘Ja’ sagen. Die Hochzeit soll möglichst nachhaltig sein: Von der Location, über das Catering bis hin zum Kleid und anderen Details wird alles möglichst umweltfreundlich gestaltet. So zumindest der Plan. Bei EKOLOGISKA dokumentiert sie ihren Weg zur Öko Hochzeit und zeigt, dass es gar nicht so schwer ist, bei der Hochzeitsplanung an die Umwelt zu denken. Für das Spezial des Dossiers spricht EKOLOGISKA mit dem grünen Fotografen Simon Veith.
EKOLOGISKA: Simon, du hast dich als Hochzeitsfotograf auf nachhaltige Hochzeiten spezialisiert. Das ist eine ganz schöne Nische. Warum hast du dich dafür entschieden, ausschließlich grüne Hochzeiten zu fotografieren?
SIMON VEITH: Ich habe letzten Winter den Entschluss gefasst, als zweites Standbein auch Hochzeiten zu fotografieren. Hochzeiten sind einfach etwas Besonderes und es ist als Dienstleister ein tolles, positives und auch dankbares Umfeld zum Arbeiten, schöne Tage zu verbringen und Lebenserfahrung zu sammeln. Das dankbare Umfeld dürft ihr bitte nicht falsch verstehen – ich meine damit, dass die Auftraggeber in der Regel dankbar und happy sind und die Location meist wunderschön und daher vorteilhaft zu fotografieren ist. Die Hochzeitsreportage ist dennoch nicht einfach und bedarf viel Übung und vor allem Erfahrung, um in den wichtigsten Situationen die richtige Entscheidung zu treffen. Da ich selbst nachhaltig & vegan lebe, mich in der Kölner Nachhaltigkeits-Szene recht gut verwurzelt fühle und eben auch als Fotograf hauptberuflich nachhaltig arbeite, gab es für mich gar keinen anderen Gedanken, als meinen Weg kontinuierlich weiterzugehen und mich eben auf nachhaltige und/oder vegane Hochzeiten zu spezialisieren.
EKOLOGISKA: Was bedeutet es für dich konkret, wenn die Fotografie der Hochzeit nachhaltig gestaltet wird?
VEITH: In erster Linie weniger CO2-Emissionen und somit einen besseren ökologischen Fußabdruck der Hochzeit! Jeder Dienstleister kann sehr viele Stellschrauben auf ökologisch stellen. Ich habe vor meiner Selbständigkeit, also während der Planungsphase Anfang 2016, die Arbeitsweise eines Fotografen analysiert, diese Stellschrauben identifiziert und eben zum Wohle der Umwelt verbessert.
Das fängt dann mit einer nachhaltigen Stromversorgung Zuhause und am Arbeitsplatz an. Weitere Stellschrauben sind das grüne Hosting der Webseite sowie die Datenübertragung, denn die Server werden mit nachhaltigem Strom befeuert. Das papierlose und digitale Büro mit digitaler Buchhaltung, Steuer, Rechnungen usw. ist ebenso eine Stellschraube wie soziales & ökologisches Banking oder eine umweltfreundliche Anreise durch öffentliche Verkehrsmittel oder Notfalls auch mal ein Erdgas-Kfz. Fliegen würde ich beispielsweise niemals. Außerdem achte ich auf regionales, langlebiges, Leih- und/oder Second-Hand Foto-Equipment sowie das Arbeiten nach dem Gleichstellungsprinzip.
Die Entfernung der Hochzeit spielt auch eine Rolle, ich würde z.B. jede Hochzeit, die nur per Flugzeug erreichbar ist oder die Anfahrt mit der Bahn zu lange ist, lieber absagen. Ich reise aber gerne umweltschonend mit dem Zug deutschlandweit zu Hochzeiten, konzentriere mich aber eher auf regionale Hochzeiten in Köln, NRW und meiner Heimat Südhessen und dem Rhein-Main-Gebiet. Zudem arbeite ich transparent, partizipativ und fair mit den Kunden zusammen, um diese zum Einen mit den richtigen Fotos glücklich zu machen und zum Anderen langlebige Ergebnisse zu erzeugen. Schließlich sollen die Fotos ein Leben lang halten, dem Paar für immer gefallen und nicht nach gewissen Trends aus der Mode fallen. Hochzeitsfotografie ist recht hochpreisig, da es als Fotograf*in vom Kennenlernen bis zum Verschicken der Fotos wirklich sehr viel Arbeit ist – die meisten denken aber nur an die Zeit, die der Fotografierende an der Hochzeit verbringt, was leider nur ein Bruchteil des Arbeitspensums ist. Ich versuche da faire Preise zu erzielen, damit ich meinen Arbeitsaufwand finanziell abdecken kann und sich das Paar dennoch nicht ausgenommen fühlt.
EKOLOGISKA: Was ist bei dir sonst noch anders als bei einem ‘konventionellen’ Hochzeits-Fotografen?
VEITH: Die Frage ist etwas heikel, da ich ungerne Kollegen schlecht rede. Allerdings möchte ich hier auch objektiv bleiben und die Frage gut für die Leser beantworten. Einfach gesagt liegt der Unterschied in dem, was ich bereits beschrieben habe. In einem reißerischen Worst-Case-Szenario werden die trendigen Fotos mit Atom-Strom in den Akkus geschossen und am Rechner bearbeitet, die Blitze mit Einweg-Batterien betrieben, die Anreise geschieht mit einem viel zu großen Diesel-Kfz oder gar per Flugzeug (sogenannte Destination-Weddings). Es wird jedes Jahr die neuste Kameratechnik gekauft und der Kunde überweist am Ende das üppige Honorar auf ein Konto einer fragwürdigen, deutschen Großbank. Da fallen schon sehr viele CO2-Emissionen und andere Vorgänge an, die nicht sein müssen. Ich hoffe wirklich, dass das Szenario bei keinem meiner Kollegen in dem Ausmaß zutrifft, aber Teile davon kann man oft nicht ausschließen.
Weiterlesen im Dossier…
Teil 2 – Das Catering für deine Hochzeit
Spezial – Nachhaltige Hochzeitsfotografie
Interessante Reihe! Von wann stammen die Beiträge zur nachhaltigen Hochzeit? Kann kein Datum finden. Sind die Pläne aktuell/ dieses Jahr umsetzbar? Ich drücke jedenfalls die Daumen & wünsche alles Liebe!